Anne Pesaro hat sich einen lang gehegten Traum erfüllt: In der Zollernstraße eröffnete sie dieser Tage ihren eigenen Eis-Straßenverkauf. Ab sofort reicht sie ihren Kunden selbst hergestelltes Eis durch ein Doppelfenster in der Zollernstraße 17. „Es ist ein Wahnsinnsglück, dass wir dieses Gebäude in dieser Lage mit diesem tollen Verpächter gefunden haben“, sagt die 69-Jährige.

Bitte schön! Anne und Luigi Pesaro reichen zwei Eistüten durch das Fenster. Im Hintergrund die Produktionsstätte.
Bitte schön! Anne und Luigi Pesaro reichen zwei Eistüten durch das Fenster. Im Hintergrund die Produktionsstätte. | Bild: Schuler, Andreas

Bereits 2020, kurz nach der Schließung des „Old Mary‘s Pub“ in der Kreuzlinger Straße, den ihr Mann Luigi 47 Jahre lang führte, wollte sie sich selbstständig machen mit einem Eisverkauf. „Aufgrund des Ausbruches der Pandemie haben wir sofort alle Verhandlungen abgebrochen“, erinnert sie sich.

Für rund 40 Gastronomien produziert sie schon seit mehreren Jahren ihr Eis mit dem Namen Anelu – kurz für Anne und Luigi. Anfang März nun ist sie mit ihrer gesamten Produktion von der Kreuzlingen Straße in die Zollernstraße umgezogen – und produziert hier seitdem ihre 100 Sorten Eis.

Betreiber sind zufrieden mit dem Auftakt

An den ersten Tagen kamen laut der Betreiber „bis zu 200 neugierige Gäste“ ans Fenster und haben Eis gekauft. An den erhofft warmen und sonnigen Ostertagen erwarten die beiden großen Zuspruch. Im Straßenverkauf gibt es bei Anelu unter anderem die üblichen Geschmacksrichtungen – und dazu ausgefallene Sorten wie Baileys, Lakritz oder Sesam.

Und wie sehen die Konstanzer Eisdielen-Besitzer die neue Konkurrenz in der Zollernstraße?

Alfredo Nicoletti vom gleichnamigen Eiscafé auf der Marktstätte freut sich auf den neuen Mitbewerber in der Zollernstraße.
Alfredo Nicoletti vom gleichnamigen Eiscafé auf der Marktstätte freut sich auf den neuen Mitbewerber in der Zollernstraße. | Bild: Schuler, Andreas

Alfredo Nicoletti vom gleichnamigen Eis-Café auf der Markstätte sagt dazu: „Das ist nicht schlimm für uns, ganz im Gegenteil. Ich kenne Luigi sehr gut und es freut mich für ihn“, sagt er. Es sei großartig, schön und mutig, „dass er immer noch Lust und Motivation hat.“ In Konstanz gebe es ausreichend Platz und Menschen für alle. „Das ist schön für die Stadt.“

Tiziano Pampanin findet es gut, dass es mehr Angebot in Konstanz gibt.
Tiziano Pampanin findet es gut, dass es mehr Angebot in Konstanz gibt. | Bild: Schuler, Andreas

Tiziano Pampanin von der gleichnamigen Eisdiele in der Theodor-Heuß-Straße stimmt ähnliche Töne an: „Ich finde das toll“, sagt er, „je mehr Angebot die Stadt hat, desto besser. Ich wünsche den beiden alles Gute und viel Erfolg.“

Manfred Hölzl ist ein langjähriger Wegbegleiter der Pesaros und Vorsitzender des Bodensee-Kochvereins. Er ist top vernetzt in der Konstanzer Gastro-Szene. Auch der gelernte Koch freut sich über das neue Angebot in der Stadt – aus einem speziellen Grund.

Freut sich über das neue Angebot in Konstanz: Manfred Hölzl, Vorsitzender des Bodensee-Kochvereins.
Freut sich über das neue Angebot in Konstanz: Manfred Hölzl, Vorsitzender des Bodensee-Kochvereins. | Bild: Schuler, Andreas

Anelu sei gerade als nicht typische italienische Eisdiele eine Besonderheit. „Hier gibt es Eis und Eissorten aus einer ganz anderen Sichtweise.“ Wie er das meint? Aus seinen rund 40 Jahren als Chef der Konzil-Gastronomie kann er berichten: „Für uns im Konzil hatte Anne beispielsweise ein spezielles Konzil-Eis produziert.“

Warum keine Eisdiele?

Rund 40 Gastronomien und Supermärkte in Konstanz und Umgebung verkaufen ihre Produkte mittlerweile. Und nun also der eigene Straßenverkauf – bewusst keine Eisdiele, „denn dann würden wir Toiletten für die Gäste oder mehr Personal benötigen“. Schon so sei der Aufwand erstaunlich gewesen.

Zuvor war in dem Laden eine Boutique beheimatet, „also mussten wir uns eine Nutzungsänderung beantragen, dazu einen Konzessionsantrag. Am Ende hatten wir mit drei Behörden zu tun: mit dem Denkmalschutz, dem WKD und dem Gewerbeaufsichtsamt. Ein Wahnsinnsaufwand“, erzählt Anne Pesaro.

Am 22. Dezember waren die Formulare ausgefüllt, die Zeichnungen auf den Raumplänen getätigt sowie alles den Ämtern präsentiert. „Das vorübergehende Ja haben wir dann am 20. März erhalten. Die kommen aber noch mal, um erneut zu prüfen.“

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Auch wenn das Ehepaar schon längst den Ruhestand genießen könnte, versuchen sie einen weiteren Neuanfang. „Wir sind gesund, fit, haben Lust und sind motiviert“, erzählt Anne Pesaro. „Es gibt doch immer mehr ältere Menschen, die noch einmal durchstarten.“

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Ihr 81-jähriger Ehemann Luigi nickt: „Der Vorteil des Ladens: Der Wert ist ja da und bleibt. Wenn wir also irgendwann verkaufen wollen, dann dürfte das kein Problem sein.“ Am Konstanzer Hafen hatten Anne und Luigi Pesaro übrigens schon einmal eine Eisdiele von 1999 bis 2014, anschließend startete Anne Pesaro ihre Selbstständigkeit mit Anelu.