Die Eisdielen in der Region haben wieder geöffnet. Die Preise sorgen seitdem durchaus für Aufregung. Oft kostet eine Kugel 1,80 Euro. Zwei kleine Eisdielen in Bodman und Ludwigshafen setzen noch mal einen drauf: Hier kostet die Kugel satte 2,20 Euro. Wer hier Profitgier vermutet, täuscht sich. Denn wer in der kleinen Eisdiele von Laura Albrecht in Ludwigshafen an seinem Eis schleckt, spürt in der Regel regionale und saisonale Zutaten auf der Zunge – und vielleicht ein Stück Idealismus.

„Reich werde ich damit sicher nicht“, sagt die Chefin Laura Albrecht, „aber es ist auch kein Hobby und ich muss mein Leben damit finanzieren.“ Sie möchte mit ihrem Eis eine Nachricht senden: „Regionalität und Saisonalität ist so wichtig in unserer Welt. Handwerk ebenfalls.“ Industrielle Herstellung schade Mensch und Umwelt. Eine klare Aussage, die jedoch einen hohen Preis nach sich zieht.

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Laura Albrecht steht zu den Preisen: „Wieso sind wir nicht bereit, für saisonale und regionale Lebensmittel aus lokaler Produktion mehr auszugeben?“, fragt sie und legt nach: „Wieso tun wir uns das an mit verarbeiteten Lebensmitteln mit Zusatzstoffen?“

Laura Albrecht (links) mit einer Mitarbeiterin im Inneren ihrer Eisdiele. Im Vordergrund die zugedeckten Eisbehälter, das Eis wird durch ...
Laura Albrecht (links) mit einer Mitarbeiterin im Inneren ihrer Eisdiele. Im Vordergrund die zugedeckten Eisbehälter, das Eis wird durch Spiralen effizient und umweltfreundlicher gekühlt als auf herkömmlichem Weg. | Bild: Schuler, Andreas

Zurück zum Eis. Wo ist das eigentlich? In dem kleinen Laden sucht man zunächst vergeblich nach der Leckerei. Die nämlich befindet sich in Edelstahl-Pöttchen mit Deckeln, die wiederum in den Ladentisch eingebaut sind. „Spiralen kühlen das Eis“, erklärt Laura Albrecht. Das sei effizienter als eine offene Theke, bei dem kühle Luft rund um die Uhr direkten Kontakt mit dem Eis hat.

Wie kommen 2,20 Euro pro Kugel zusammen?

Aber was steckt eigentlich drin, das diesen Preis rechtfertigen kann? Heumilch, also Milch von Kühen, die ausschließlich Heu und Gras fressen, statt herkömmlicher Kuhmilch zum Beispiel. Die stammt von einem Demeter-Hof für Menschen mit Assistenzbedarf in Heiligenberg. Beeren kauft Laura Albrecht in umliegenden Höfen, Mangos aus Burkina Faso besorgt sie über ein Sozialprojekt. Die Pistazien und Bio-Zitronen fürs Eis bezieht sie von ausgesuchten Höfen auf Sizilien, Direkt-Vertrieb ohne Zwischenhändler ist für sie selbstverständlich.

„Wenn keine Beeren-Zeit ist, dann gibt es beim mir kein Beeren-Eis“, erzählt Laura Albrecht. „Ich zahle für die frischen, saisonalen und regionalen Produkte mehr als im Großhandel. Auch Nüsse oder Früchte von weiter her sind sehr teuer, aber von bester Qualität.“ Ihre Kunden würden oft nachfragen und ihren Weg mitgehen. „Dann essen sie vielleicht eine Kugel weniger als sonst“, so Laura Albrecht, „aber sie sind glücklich mit der Qualität und mit der Geschichte dahinter.“

Nachhaltigkeit, Umweltschutz und der ‚Eisterror‘

Hält der kulinarische Idealismus von Laura Albrecht auch der Expertinnen-Meinung stand? Ernährungsberaterin Stefanie Urbanek aus Konstanz lobt den regionalen Ansatz: „Gelao leistet durch die Verwendung von regionalen und saisonalen Produkten einen wichtigen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz. An diesen Themen kommen wir nicht mehr vorbei.“

Sie sei selbst Mutter von drei Kindern und habe das Gefühl, dass Eltern einem regelrechtem ‚Eisterror‘ an den Kiosken im Freibad ausgesetzt seien. „Da freue ich mich über ein alternatives Angebot zu den zucker- und farbstoffreichen Produkten. Auch wenn es etwas mehr kostet“, sagt sie.

„Im Gegensatz zu industriell hergestelltem Eis mit einer großen Mengen Zucker setzt Gelao auf eine ausgewogene Süße unterstreicht. ...
„Im Gegensatz zu industriell hergestelltem Eis mit einer großen Mengen Zucker setzt Gelao auf eine ausgewogene Süße unterstreicht. Dadurch wird die Gesundheit der Verbraucher gefördert und ein reinerer und intensiverer natürlicher Geschmack erreicht.“ Ernährungsberaterin Stefanie Urbanek aus Konstanz. | Bild: privat

Für die Ernährungsberaterin ist die Verwendung von Demeter-Heumilch eine besondere Auszeichnung: „Die wird aus der Milch von Kühen gewonnen, die ausschließlich mit Heu und Gras gefüttert werden.“ Die Tiere grasen auf natürlichen Weiden, was weniger Belastung für die Umwelt bedeutet und zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen soll.

„Heumilch verringert den ökologischen Fußabdruck und trägt zum Schutz des Klimas bei“, sagt Stefanie Urbanek. Studien zeigten zudem, dass Heumilch im Vergleich zu Milch von Kühen, die mit Kraftfutter gefüttert werden, einen höheren Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen und Antioxidantien aufweise.

Die Entscheidung für biologische Zutaten verstärke laut Stefanie Urbanek die gesundheitlichen Vorteile. „Die sind frei von synthetischen Pestiziden und Herbiziden, was auch die Umwelt schont.“ Lobenswert sei zudem das Engagement für weniger Zucker.

Ein kleiner Beitrag für gesündere Ernährung

Laura Albrecht möchte nicht falsch verstanden werden. Sie verurteile niemanden, der anderes Eis anbiete oder lieber billigeres Eis esse. „Ich möchte nur einen Teil dazu beitragen, dass wir uns gesünder und bewusster ernähren“, sagt sie.

Laura Albrecht steht hinter einem Hinweisschild auf ihre Eisdiele – auch diese Schilder hat sie wie die Speise- und Visitenkarten selbst ...
Laura Albrecht steht hinter einem Hinweisschild auf ihre Eisdiele – auch diese Schilder hat sie wie die Speise- und Visitenkarten selbst gestaltet hat. | Bild: Schuler, Andreas

Seit drei Jahren führt die 34-Jährige die Eisdiele in Ludwigshafen, bereits ein Jahr länger die Dependance in Bodman. Rund zehn Mitarbeiterinnen beschäftigt sie, „und denen zahle ich, wenn irgendwie möglich, mehr als Mindestlohn. Auch das ist eine Philosophie von mir: Arbeit hat einen Wert und muss sich lohnen“, erklärt Laura Albrecht.

Die beiden Eisdielen haben während der Wintermonate übrigens geschlossen, „dann suche ich mir Jobs in der Region, bevor es im nächsten Frühjahr wieder losgeht“.

Das Wichtigste zum Schluss: Wie schmeckt das Eis für 2,20 Euro?

SÜDKURIER-Hincooker Andreas Schuler hat das Gelao besucht und bei Laura Albrecht einen Café Doppio sowie ein Rosmarin-Zitronen Eis bestellt und bezahlt. Hier das Fazit:

Der doppelte Espresso (Café Doppio) hatte eine hervorragende Crema sowie ein ausgewogenes Öl-Saure-Verhältnis. Das Eis hatte ein nicht zu aufdringliches Aroma der frisch verarbeiteten Bio-Rosmarin-Zweige, die Bio-Zitrone aus Sizilien stach geschmacklich hervor, auch hier war das Verhältnis von Süße und Säure gut aufeinander abgestimmt und ausbalanciert. Bleibt festzuhalten: Sowohl Espresso als auch Eis waren geschmacklich sehr lecker, die guten Zutaten runden das besondere Geschmackserlebnis ab – und die Investition hat sich gelohnt.