Diese Bewertung hört sich für Südbadener an wie ein schlechter Scherz! Die Food-Plattform Taste Atlas hat eine Rangliste veröffentlicht, in der das Springerle ganz und gar nicht gut abschneidet.

Regelmäßig veröffentlicht die Plattform Ranglisten von nationalen Lebensmitteln, Gerichten, Restaurants oder Rezepten, die auf Einschätzungen der User basieren. Rund 400.000 Personen bewerten laut Taste Atlas regelmäßig auf einer Skala von eins bis fünf. So weit, so gut.

So schlecht schneidet das Springerle ab

Doch jetzt kommt‘s: Das Springerle, jenes traditionelle Bildgebäck mit Ursprung im schwäbisch-alemannischen Raum, ist laut der Bewertungen der User das schlechteste deutsche Plätzchen – gefolgt von Anisplätzchen, Aachener Printen und, spätestens jetzt wird‘s wirklich skurril, Lebkuchen.

Versuchen wir es positiv zu sehen: Wenn das Springerle das schlechteste deutsche Plätzchen sein soll – wie lecker müssen erst all die anderen sein?

Gebackene Kunst aus der Backstube des Andreas Auer. Er nimmt gerne Fasnachtsmotive oder typische Bauwerke in sein Programm auf.
Gebackene Kunst aus der Backstube des Andreas Auer. Er nimmt gerne Fasnachtsmotive oder typische Bauwerke in sein Programm auf. | Bild: Andreas Auer

Auch ein Top-Platz unter den schlechtesten deutschen Gerichten

Ein Blick auf die Liste mit den 86 schlechtesten deutschen Lebensmitteln macht es auch nicht besser. Denn auch hier ist das Springerle auf Platz acht zu finden.

Zungenwurst auf Platz eins, Brotsuppe auf Platz zwei – ok! Aber unser Springerle unter den schlechtesten zehn? Noch vor Sauren Zipfeln, Toast Hawaii, Senfeiern, Saumagen oder Labskaus? Beide Ranglisten wurden übrigens am 16. April aktualisiert, sind also topaktuell.

Was sagt ein Springerle-Experte aus der Region?

Der Stockacher Laufnarr Andreas Auer und eines seiner Seespringerle.
Der Stockacher Laufnarr Andreas Auer und eines seiner Seespringerle. | Bild: Andreas Auer

Nachfrage bei Andreas Auer, dem ungekrönten König der Springerle aus Stockach, der dieses Gebäck mit Leidenschaft entwirft und backt. Was sagt er zu der miesen Bewertung?

„Die Menschen des Taste-Atlas haben entweder noch nie ein gutes Springerle verkostet, oder haben sich gänzlich auf Kindheitsberichte aus der Zeit von Omas zu heiß gebackenen Holzofen-Springerle verlassen.“

Andreas Auer.
Andreas Auer. | Bild: Andreas Schuler

Der Stockacher hat sich vor vielen Jahren dem Seespringerle verschrieben. Er gibt Backkurse, hält Vorträge, verteilt seine gebackenen Kunstwerke und hält damit die Jahrhunderte alte Tradition am Leben.

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„Ich bin ja auch Stockacher Laufnarr und in der Rolle habe ich zum Beispiel die Fasnetsspringerle zu einem Fasnetshochgenuss entwickelt“, sagt er nicht ohne Stolz in der Stimme. „Mittlerweile werde ich überall schon darauf angesprochen und wurde sogar beim Skifliegen in Oberstdorf im Stadion unter 16.000 anderen Fans als Seespringerle erkannt.“

Das Backen der Springerle hat eine Tradition, die bis ins 14. Jahrhundert zurückgeht. Sie wird aber heute nur noch selten umgesetzt. Viele scheuen den großen Aufwand. Die ersten Gebäcke mit Motiven gab es im alten Rom, später verbreitete es sich in den schwäbisch-alemannischen Raum, wo die Wiege der Springerle steht, wie wir sie heute kennen.

Das macht ein Springerle aus?

„Das Wissen weiterzugeben bereitet mir große Freude“, erzählt Andreas Auer. In seinen Seminaren erfahren Wissbegierige alles über die Motive, die Traditionen, die Rezepte oder die Backkunst.

Rezept und Zubereitung eines typischen Seespringerle á la Andreas Auer.
Rezept und Zubereitung eines typischen Seespringerle á la Andreas Auer. | Bild: Andreas Auer

„Springerle benötigen Zeit, Geduld und Leidenschaft“, sagt Andreas Auer. „Feinster Anis, frisch geriebene Zitronenschale und heimisches Kirschwasser ergeben eine Art Marzipangeschmack und das alles ohne künstliche Zusatzstoffe und auch ohne Hirschhornsalz.“

Aufgrund der edlen und teuren Zutaten sowie der aufwendigen Zubereitung gab es Springerle früher nur in Adelshäusern und man wusste: „Dort, wo Springerle auf dem Tisch stehen, ist man in gutem Hause“, weiß Andreas Auer.

Hirschhornsalz ja oder nein?

In vielen Rezepten findet Hirschhornsalz zum Säuern des Teiges noch Verwendung. Dies verfälsche jedoch den natürlichen Geschmack und die Aroma des feinen Anis. Heute ist laut Andreas Auer Hirschhornsalz überflüssig, „und mit unseren modernen Öfen mit korrekten Temperaturen werden die Springerle auch nicht mehr steinhart“.

Die Designs und Bilder auf der Oberseite werden mit flachen Formen, Pressen und Brettern oder speziell angefertigten Nudelhölzern aus Holz hergestellt.