Saharastaub erreicht immer wieder auch den Schwarzwald-Baar-Kreis und sorgt für eine gespenstische Atmosphäre. Aber hat das Naturphänomen auch Auswirkungen auf Photovoltaikanlagen? Blickt man zurück auf Ostern 2024, könnte der Eindruck entstehen.

Wie Oliver Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke Villingen-Schwenningen (SVS) schreibt, wurde der Stromertrag aus Solaranlagen in diesen Tagen in Baden-Württemberg um etwa 50 Prozent reduziert. Sollten sich Privatpersonen mit Solarzellen auf dem Dach also Sorgen machen?

Das sagt der Photovoltaik-Experte

Alfred Bruttel, Gründer der Villinger Firma Neue Energien Projektgesellschaft, hat jahrzehntelange Erfahrung mit dem Einbau von Photovoltaikanlagen. Auch er weiß, dass Saharastaub den Ertrag kurzfristig stark senken kann. Dennoch rät Bruttel Privatpersonen dringend davon ab, die Anlagen zu reinigen. Letztlich müsse man einfach den nächsten Regen abwarten.

Alfred Bruttel, hier auf einem Archivbild, hat als Gründer der Villinger Firma Neue Energien Projektgesellschaft jahrzehntelange ...
Alfred Bruttel, hier auf einem Archivbild, hat als Gründer der Villinger Firma Neue Energien Projektgesellschaft jahrzehntelange Erfahrungen mit Photovoltaikanlagen. Saharastaub hält er für kein ernsthaftes Problem. | Bild: Hahne, Jochen

„Es lohnt sich eigentlich nicht, sich darum zu kümmern, weil es wieder von alleine weggeht. Wie ein Vogelschiss – nur schneller“, betont Bruttel. So wie die dunklen Wintermonate müsse man auch den Saharastaub als Ereignis hinnehmen.

Das sagt die Verbraucherzentrale

„Saharastaub spielt eigentlich keine Rolle“, meint auch Hans-Joachim Horn. Er arbeitet als Energieberater unter anderem für die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Zwar könne abgelagerter Staub an einzelnen Tagen einen spürbaren Unterschied im Ertrag bewirken – gerade an Tagen, an denen es viel Blütenstaub gebe.

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Laut Horn kann es außerdem bei gerahmten Modulen zu kleinen Staubablagerungen am Rand der Module kommen. Die Glasscheibe, die die Solarzellen von oben abschließt, ist bei diesen Modellen mit einem Aluminiumrahmen eingefasst. Wasche der Regen den Staub von der Glasscheibe ab, könne sich direkt am Rahmen etwas Staub absetzen, so Horn.

Viele Hersteller hätten darauf bereits reagiert, indem die Glasscheibe über die äußersten Solarzellen herausrage. Der Staubrand bilde sich so abseits der Solarzellen.

Hausmeister Dietmar Krüger reinigt die Paneele der Photovoltaik-Anlage auf einem Gebäude der St. Ursula-Schulen in der Villinger ...
Hausmeister Dietmar Krüger reinigt die Paneele der Photovoltaik-Anlage auf einem Gebäude der St. Ursula-Schulen in der Villinger Bickenstraße. Das Bild entstand im Jahr 2017. | Bild: Uhrig, Miriam

Wenn überhaupt sollten Privatpersonen eine Fachfirma mit der Reinigung beauftragen – und das auch nur alle paar Jahre. Eine Ausnahme gibt es laut Horn: In Gebieten mit viel Industrie oder Landwirtschaft kann sich eine jährliche Reinigung lohnen.

Und was sagen die Stadtwerke?

Für Privatpersonen spielt Saharastaub folglich kaum eine Rolle. Doch wie gehen Kommunen mit der kurzfristigen Ertragsminderung um? SVS-Pressesprecher Bauer beruhigt auch hier: „Da die Einspeisung von erneuerbaren Energien generell volatil ist, spielt die Bedeckung mit Saharastaub nur eine sehr untergeordnete Rolle bei der Netzstabilität und findet keine Beachtung bei der Netzplanung.“

Laut Oliver Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke Villingen-Schwenningen, spielen Saharastaub-Ereignissen bei der Netzplanung keine ...
Laut Oliver Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke Villingen-Schwenningen, spielen Saharastaub-Ereignissen bei der Netzplanung keine Rolle. Die Leistung von Photovoltaikanlagen hänge von vielen Faktoren ab. | Bild: SVS/Jens Hagen

Die Menge an produziertem Solarstrom hänge von vielen Umweltfaktoren ab. Außerdem sei die SVS „bei der Netzstabilität vornehmlich auf die Vorlieferanten beziehungsweise auf die Stabilität des europäischen Verbundnetzes angewiesen“, so der Pressesprecher weiter.

Dass Intensität und Häufigkeit von Saharastaub-Ereignissen einer Analyse zufolge gestiegen seien, stelle für Netzbetreiber aber durchaus eine Herausforderung in der Prognose der Stromerzeugung durch Photovoltaik dar. Für mögliche Lücken in der Versorgung stehen laut Bauer Reservekraftwerke bereit, die im Bedarfsfall genutzt werden können.